Ludwigsburg für faire Arbeitsbedingungen in der Lieferkette von Elektronikprodukten
Als erste Stadt Deutschlands Mitglied bei Electronics Watch
Die Stadt Ludwigsburg wird als erste Stadt Deutschlands Mitglied bei Electronics Watch. Diese Organisation ermöglicht es Kommunen, für ihr Beschaffungswesen ihre Lieferketten zu überprüfen und mit ihren Lieferanten an der Verbesserung festgestellter arbeitsrechtlicher Verstöße zu arbeiten.
„Mit der Mitgliedschaft bei Electronics Watch möchten wir als Stadt Ludwigsburg zeigen, dass es auch als öffentliche Auftraggeberin möglich ist, in einer Problemproduktgruppe wie den Elektronikgütern seinen Sorgfaltspflichten nachzukommen“, betont Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht. Dadurch könnten Beschaffungen gezielt genutzt werden, um faire Arbeitsbedingungen und damit die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter in der Lieferkette zu fördern.
„Als öffentliche Auftraggeberin haben wir eine Verantwortung gegenüber den Beschäftigten in der Elektronikindustrie, die unsere IT-Hardware herstellen. Mit unserer Mitgliedschaft bei Electronics Watch machen wir deutlich, dass wir unsere Verantwortung ernst nehmen und unseren Versprechen einer nachhaltigen Beschaffung auch Taten folgen lassen“, betont Jürgen Paulus, Leiter des Fachbereichs Digitalisierung und Informationstechnik der Stadt Ludwigsburg.
Das sogenannte Lieferkettengesetz verpflichtet ab 2023 große Unternehmen, ihren Sorgfaltspflichten in der Lieferkette nachzukommen. Aber auch öffentliche Auftraggeber sollten dem in nichts nachstehen. Angestoßen durch die Kompetenzstelle für Nachhaltige Beschaffung der Stadt Ludwigsburg, entschloss sich die Verwaltungsspitze nach einer mehrmonatigen Projekt- und Austauschphase mit Electronics Watch Mitglied zu werden. Auch der Gemeinderat stimmte parteiübergreifend zu.
Seit 2015 hat Electronics Watch ein wirkungsvolles und transparentes Modell für die Umsetzung von Sorgfaltspflichten in der öffentlichen Beschaffung entwickelt. Aktuell sind über 400 Beschaffungsstellen in Europa und Australien Mitglied bei Electronics Watch. Ansatzpunkt der Organisation sind die Vertragsbedingungen, die zwischen öffentlichen Beschaffungsstellen und Auftragnehmern geschlossen werden. Vertragsbedingungen von Electronics Watch werden Bestandteil der Ausschreibung und verpflichten Auftragnehmer, Kontakte von Unterauftragnehmern zur Verfügung zu stellen. Die Informationen dienen als Grundlage für die Arbeit von Electronics Watch.
Um Auftragnehmern die Teilnahme an Ausschreibungen der Stadt Ludwigsburg zu erleichtern und die Vorteile einer Zusammenarbeit aufzuzeigen, plant die Stadt im kommenden Herbst gemeinsam mit Electronics Watch eine Informationsveranstaltung, um deren Arbeitsweise und die Auswirkungen der neuen Vertragsbedingungen vorzustellen.
„Es ist uns wichtig, dass Hersteller und Lieferanten vertrauensvoll mit uns zusammenarbeiten. Wir arbeiten auf globaler Ebene mit der Responsible Business Alliance, das ist eine Non-Profit-Koalition aus führenden Elektronikunternehmen, den Markenfirmen sowie Herstellern und auf lokaler Ebene mit den IT-Systemhäusern zusammen, um ihr Vertrauen zu gewinnen. So können wir gemeinsam die Probleme bei den Arbeitsbedingungen nachhaltig angehen“, sagt Peter Pawlicki, Direktor für Öffentlichkeitsarbeit und Bildung bei Electronics Watch.
Die öffentliche Hand beschafft laut Schätzungen der Bundesregierung Waren und Dienstleistungen im Wert von 500 Milliarden Euro pro Jahr, über 50 Prozent entfallen dabei auf Kommunen. Um dieses Marktpotenzial für positive Entwicklungen einzusetzen, hat sich Ludwigsburg bereits 2019 im Rahmen einer Dienstanweisung verpflichtet, die öffentliche Beschaffung an den Cradle to Cradle-Prinzipien auszurichten. Bei Produkten, die nach Cradle to Cradle („Von der Wiege zur Wiege“) hergestellt werden, müssen alle verwendeten Substanzen bekannt und auf ihre Umweltwirkung überprüft sein. Zudem sind diese Produkte so gestaltet, dass nach deren Nutzung alle darin enthaltenen Materialien wieder in Kreisläufe zurückgeführt und für neue Produkte eingesetzt werden können. Weitere Prinzipien sind die Einhaltung der sozialen Standards wie menschenwürdige Arbeitsbedingungen, der Einsatz von erneuerbarer Energie, die Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes sowie der Schutz des Wasserhaushalts.