Ein literarisches Band mit Ludwigsburg – zum 150. Todestag Eduard Mörikes

Veranstaltungen zu Eduard Mörike in Ludwigsburg

Über Eduard Mörike

„Frühling lässt sein blaues Band / Wieder flattern durch die Lüfte“ – kaum ein anderes Gedicht dürfte wohl in den 150 Jahren, die seit dem Tod des Dichters Eduard Mörike vergangen sind, so vielen Generationen von Schülerinnen und Schülern zum Memorieren aufgetragen worden sein wie dieses mit dem Titel „Er ist’s“.

Dass der Dichter noch heute auf dem Obelisken am Holzmarkt in Ludwigsburg geehrt wird, entspringt allerdings nicht der Dankbarkeit derjenigen, deren Literaturbegeisterung dieses Gedicht schon zu Schulzeiten weckte. Vielmehr ist Mörike einer von mehreren berühmten Dichtern, die die Stadt Ludwigsburg hervorbrachte. Geboren wurde er am 8. September 1804 in der Kirchstraße 2 als Sohn der Pfarrerstochter Charlotte Dorothea, geb. Bayer, und des Apothekers Bartholomäus Mörike (der übrigens über mehrere Ecken von Martin Luther abstammte). Eduard kam als siebtes von dreizehn Kindern auf die Welt (von denen jedoch nur neun überlebten) und war zeitlebens ein ausgeprägter Familienmensch: Lange Jahre lebte er – teilweise zum Unmut seiner Ehefrau – mit Mutter und Schwester zusammen, seinen Brüdern lieh er immer wieder Geld und nahm dabei sogar in Kauf, sich selbst zu verschulden. So traf es ihn hart, als sein Vater 1817 mit nur 54 Jahren verstarb, nachdem er knapp drei Jahre zuvor einen Schlaganfall erlitten hatte. Ein Onkel holte daraufhin den jungen Eduard nach Stuttgart. Da dieser für die geistliche Laufbahn vorgesehen war, sollte er dort das Gymnasium Illustre besuchen, um sich bestmöglich auf das Landexamen vorzubereiten. Als er dennoch durchfiel, musste sein gut vernetzter Onkel dem Vernehmen nach einige Fäden ziehen, um Mörike trotzdem zur Aufnahme in das Uracher Seminar zu verhelfen, das als Voraussetzung für das spätere Theologiestudium am Tübinger Stift diente. Das vermasselte Landexamen nahm vielleicht schon spätere Tendenzen vorweg: Ganz glücklich wurde Mörike mit dem Pfarrerdasein nie.

Die Schriftstellerei lag ihm deutlich mehr, doch den Sprung in die Selbstständigkeit traute er sich nicht zu. Mit nur 39 Jahren ließ er sich bereits 1843 lieber vom Pfarrberuf in den Ruhestand versetzen – nach eigener Aussage aus gesundheitlichen Gründen, doch gab ihm dies auch die Gelegenheit, seiner Autorentätigkeit mit Leidenschaft nachzugehen. Auch wenn Mörike nach dem Tod seines Vaters nie wieder zurück nach Ludwigsburg zog, so prägte die Stadt dennoch ihn und sein literarisches Werk. Bei späteren Besuchen legte er Wert darauf, „daß die wenigen Stunden rein nur den heiligsten Erinnerungen, d. h. der Stadt selbst und ihren alten Plätzchen sollten gewidmet“ sein. In einem Gedicht erinnerte er sich an seine Kindheitsjahre, als seine Freunde und er sich beim Spielen gegenseitig mit Kastanien bewarfen. Selbst das Gefühl, eine Kastanie mit voller Wucht an den Kopf zu bekommen, konnte er dabei im Gedanken an Ludwigsburg noch verklären – „Trüg ich, ach! nur eine Weile / Noch am Schädel solche Beule! / Aber mit der ganzen Wonne / Jener Ludwigsburger Sonne!“

Besonders prägend für sein literarisches Schaffen war allerdings eine Begegnung, die er in den Osterferien 1823 machte: In einem Wirtshaus in der heutigen Bauhofstraße 13 lernte er die geheimnisvolle Kellnerin Maria Meyer kennen, in die er sich stürmisch verliebte. Was genau zwischen beiden geschah, ist bis heute ungeklärt, da Eduard später den Briefwechsel mit Maria gänzlich vernichtete. Allerdings brach der Kontakt ab, die rätselhafte Maria zog weiter und Mörike blieb emotional verletzt zurück. Ihre späteren Versuche, den Kontakt erneut aufleben zu lassen, wehrte er ab. Diese unglückliche Bekanntschaft verarbeitete er später sowohl in seinem „Peregrina“-Gedichtzyklus als auch in der Figur der Elisabeth im Roman „Maler Nolten“.

Ohnehin schien Mörike in seinem Verhältnis zu Frauen wenig Glück beschieden: Eine Verlobung mit der Pfarrerstochter Luise Rau wurde 1833 nach vier Jahren wieder gelöst. Erst mit 47 Jahren heiratete der evangelische Eduard die Katholikin Margarethe von Speeth, mit der er zwei Töchter bekam. Überhaupt war eine Heirat zunächst aus finanziellen Gründen gar nicht vorgesehen gewesen. Lediglich nachdem Mörike 1851 eine Stellung als Deutschlehrer am Katharinenstift in Stuttgart angenommen hatte, waren die Voraussetzungen zur Familiengründung gegeben. Doch auch diese Beziehung ging langfristig nicht gut und die beiden trennten sich – eine Versöhnung folgte schließlich erst auf seinem Sterbebett. Am 4. Juni 1875 verstarb Eduard Friedrich Mörike schließlich in Stuttgart. Ob die Schülerinnen und Schüler des Ludwigsburger Mörike-Gymnasiums zu seinem 150. Todestag das eingangs zitierte Gedicht aufsagen müssen, bleibt indes abzuwarten.

Literatur/Quellen:

I. Ferchl/W. Setzler, Mit Mörike von Ort zu Ort. Lebensstationen des Dichters in Baden-Württemberg, Tübingen 2004. U. Gaier/M. Küble, Der politische Mörike und seine radikalen Freunde. Göttingen 2019. H. E. Holthusen, Eduard Mörike in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, 4. Aufl. Hamburg 1979. B. Potthast (Hg.), Der Erzähler Eduard Mörike, Heidelberg 2023. I. Wild/R. Wild (Hg.), Mörike Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, Stuttgart/Weimar 2004.

Bildnachweis oben:

Vorderseite links oben: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg, Foto Hugo Hein; Vorderseite links unten: Ludwigsburg Museum, Foto Kienzle I Oberhammer; Vorderseite Mitte: Günther Bergan, Ludwigsburg; Vorderseite rechts oben: Ludwigsburg Museum; Vorderseite rechts unten: Pixabay.

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