Auf den Spuren der Ludwigsburger Stadtgeschichte

Im Walcker-Park, wenige Zentimeter unter der Erdoberfläche, liegt die Anfangszeit der Ludwigsburger Stadtgeschichte. Bei den vorbereitenden Baumaßnahmen für das neue Parkdeck hat das Landesamt für Denkmalpflege bei einer Grabung Fragmente der ehemaligen Talkaserne gefunden. Grund genug für Interessierte bei einer Besichtigung mehr über die Historie zu erfahren.

Besichtigung der Ausgrabung
Besichtigung der Ausgrabung

Im Rahmen der Neugestaltung des Walcker-Parks entsteht auf der Fläche der ehemaligen Talkaserne eine weitreichende Klimaschutzmaßnahme in Ludwigsburg, ein neuer städtischer Park. Durch ein neues Parkdeck an der Bietigheimer Straße wird Platz für eine attraktive Grünanlage frei – mit viel Raum für Freizeit, Erholung und Sport. Ziel ist eine bessere Aufenthaltsqualität zu erreichen, ohne dass die notwendigen zentrumsnahen Parkmöglichkeiten wegfallen. Doch bevor mit dem eigentlichen Bau begonnen werden konnte, wurden die Archäologen aktiv. Durch eine Grabung werden nun vor Beginn der Bauarbeiten die historischen Funde großflächig freigelegt und dokumentiert, darunter auch die Überreste der ehemaligen Talkaserne. Der Bau der Talkaserne im Jahr 1736 bildet mitunter die Grundlage für die weitere Entwicklung der Stadt Ludwigsburg.

Am 27. Oktober fand unter Einhaltung der aktuellen Hygiene- und Schutzvorschriften eine Besichtigung der Ausgrabung statt. Rund 30 Interessierte nahmen daran teil, darunter auch Frau Bürgermeisterin Andrea Schwarz und Herr Bürgermeister Ilk sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtwerke und Stadtverwaltung. Die interessanten Einblicke wurden mit spannenden Interpretationen und Erläuterungen durch die Archäologen ergänzt. Die Talkaserne war eine der ersten im Land. Zunächst zog eine neu aufgestellte Artilleriekompanie in die Talkaserne ein: 500 Mann, die mit Frauen und Kindern hier in großer Enge lebten. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurde die Kaserne als solche genutzt. Danach beherbergte sie Geflüchtete und schließlich wurden Sozialwohnungen daraus. Aufgrund ihrer Lage wurde die Kaserne im Volksmund auch „Lochkaserne“ oder „Im Loch“ genannt. 

Luftaufnahme der Ausgrabung. Foto: Südwest-Archäologie GBR
Luftaufnahme der Ausgrabung. Foto: Südwest-Archäologie GBR

Zwischen 1969 und 1973 wurde die Kaserne im Zuge der Verbreiterung der B27 abgerissen. Neben der Kaserne kamen auch Überreste eines Luftschutzbunkers aus dem Zweiten Weltkrieg und Spuren des legendären Jägerhauses zum Vorschein. Vermutlich haben die Archäologen auch den unterirdischen Kanal entdeckt, durch den einst der Tälesbach floss. Ursprünglich verlief dieser oberirdisch am Schloss vorbei durch die heutige Marbacher Straße in Richtung Neckar. Durch den Bau der Gebäude wurde der Tälesbach zunehmend kanalisiert. Auch bemalte Keramikstücke und kleinere Funde wie Münzen und Knöpfe erlauben einen Blick in den Alltag der Vergangenheit.

Die Grabungsarbeiten, die im August begonnen haben, können voraussichtlich bis Ende November diesen Jahres abgeschlossen sein. Für die Dauer der Grabung werden die Baumaßnahmen am Parkhaus zurückgestellt. Die Arbeiten an den Grünflächen und den Spielbereichen sowie in der Unteren Kasernenstraße können fortgesetzt werden. Nach Abschluss der Grabungen kann der Bau des neuen Parkhauses mit Verspätung beginnen.

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