Jugendgemeinderat stellt sich gegen Alltagssexismus

Das Thema Alltagssexismus ist in der Öffentlichkeit immer noch tabu. Der Ludwigsburger Jugendgemeinderat will das ändern und hat sich dafür etwas einfallen lassen.

Das Bild zeigt drei Postkartenmotive. Auf dem ersten ist eine Hand zu sehen, auf der das Wort "Stopp" steht. Das zweite zeigt einen Mann mit Krawatte. Auf der Unterseite seines Schuhs steht das Wort "Macht". An Stelle des Kopfes steht das Wort "Missbrauch". Das dritte Motiv ist eine Grafik mit dem Schriftzug "Perspektive wechseln."
Die Motive der Postkarten. (Bild: Stadt Ludwigsburg)

Von Sexismus sind im Alltag viele Menschen betroffen, auch viele Jugendliche und junge Erwachsene. In der Öffentlichkeit bekommt das Thema allerdings nur selten große Aufmerksamkeit. Die meisten Betroffenen schweigen. Zeugen schreiten kaum ein. Der Ludwigsburger Jugendgemeinderat sieht es als seine Aufgabe an, daran mitzuarbeiten, dass sich dies ändert. Er befasste sich in den letzten Monaten sehr intensiv mit Sexismus und sexueller Belästigung. Jetzt startete er eine Postkartenaktion, um auf das Problem aufmerksam zu machen.

Die Postkarten kommen ohne viele Worte aus und fallen mit ihren knalligen Farben und ihrer klaren Bildsprache ins Auge. „Stopp“, „Perspektive wechseln“ und „Machtmissbrauch“ sind eindeutige Botschaften. Wenige Informationen auf der Rückseite reichen aus, um das Thema zu verstehen. Der Appell, nicht zu schweigen, und ein QR-Code, der zu Hilfsangeboten verlinkt,  komplettieren die Postkarten. Sie liegen in Ludwigsburger Lokalen aus und werden in Schulen und Hochschulen verteilt. Entstanden sind sie in einem Workshop, den der Jugendgemeinderat mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt und einem Grafiker in den Herbstferien durchführte.

Sexismus wird sehr individuell wahrgenommen

Wann ein Verhalten als sexuelle Belästigung oder Diskriminierung empfunden wird und wann eine Bemerkung als sexistisch wahrgenommen wird, ist für jede Person anders. Grenzen zwischen Spaß und Demütigung sind schnell überschritten. Ausschlaggebend ist dabei immer die Sicht des Opfers. Und davon gibt es viele. Das zeigt auch das Ergebnis einer Umfrage, die Jugendgemeinderat und Gleichstellungsbeauftragte im letzten Frühjahr durchführten.

644 junge Leute zwischen 13 und 27 Jahren beteiligten sich an der Umfrage. 70 Prozent gaben an, selbst oder in ihrem Umfeld Sexismus, sexuelle Belästigung oder Diskriminierung erfahren zu haben. Dabei waren Täterin oder Täter nur in 60 Prozent der Fälle fremde Personen. Mehr als die Hälfte der Vorfälle ereigneten sich im öffentlichen Raum, gut 20 Prozent an Schulen oder Hochschulen und fast 17 Prozent im Freundeskreis. Knapp 7 Prozent der Fälle passierten im familiären Umfeld. (Anja Buck)

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