Wärmeplanung für die Stadt

Gasheizung oder Fernwärme, Wasserstoff oder Biomasse – wie werden wir in Zukunft heizen? Das ist stark ortsabhängig. Die Stadt informiert jetzt darüber, was sie für eine sichere Wärmeversorgung in Ludwigsburg tut.

Frau sitzt mit entspanntem Gesichtsausdruck vor einer Heizung.
Damit es alle auch in Zukunft schön warm haben, arbeitet die Stadt an einer klimaneutralen Wärmeversorgung. (Foto: Adobe Stock/contrastwerkstatt)

In der Debatte um das Heizungsgesetz der Bundesregierung fällt immer wieder der Begriff „Kommunale Wärmeplanung“: Die ist in Baden-Württemberg Pflicht für Städte und Landkreise, festgelegt im Klimaschutzgesetz des Landes. Stadtverwaltung und Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim GmbH haben nun den Gemeinderat über ihre Planungen zur künftigen Wärmeversorgung informiert.

„Wir wollen der Verunsicherung begegnen, die derzeit herrscht – damit alle für die Zukunft planen können“, erklärt Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht. Von der Wärmeplanung der Kommune wird nämlich zu einem Großteil abhängen, wie die Menschen in Ludwigsburg künftig heizen. „Deshalb informieren wir darüber weiter ausführlich in den kommenden Monaten und beteiligen die Bürgerschaft daran.“ Ludwigsburgs Baubürgermeisterin Andrea Schwarz beschreibt den Plan der Stadt: „Unser Ziel ist, 75 Prozent Fernwärme-Versorgung für Ludwigsburg zu erreichen, klimaneutral und kostengünstig – das ist eine echte Herkules-Aufgabe.“

Auf dem Weg zur Klimaneutralität

Schon im Sommer 2021 hat die Stadt mit der groß angelegten Wärmeplanung begonnen und den Bestand an Gebäuden mit ihrer Energiebilanz erfasst, insgesamt 14.500 Wohngebäude. Gleichzeitig haben die Energieplaner von Stadt und Stadtwerken gemeinsam mit der renommierten Stuttgarter „EGS plan – Ingenieurgesellschaft für Energie‐, Gebäude‐ und Solartechnik mbH“ untersucht, welche erneuerbaren Energieträger lokal nutzbar sind.

Danach haben die Fachleute zusammengetragen, in welchen Gebieten der Stadt eher eine zentrale oder eine dezentrale Versorgung und mit welchen der unterschiedlichen Energieformen möglich ist. Um die Wärmewende hin zu den erneuerbaren Energieträgern bald zu schaffen, fordert das Klimaschutzgesetz außerdem fünf Projekte, die nach Abschluss der Wärmeplanung in den ersten fünf Jahren begonnen werden müssen.

Fünf Maßnahmen für Ludwigsburg

Zu der Ludwigsburger Wärmeplanung sind deshalb fünf Maßnahmen aufgeführt, die von der Stadt und den Stadtwerken so bald wie möglich angegangen werden. Dazu zählt erstens die „Roadmap Grünes Gas“: Dabei geht es darum zu prüfen, ob und wie klimaneutral erzeugtes Gas in Ludwigsburg für die Industrie zur Verfügung gestellt werden kann. Wo es machbar ist, soll stattdessen zweitens der Energieverbrauch gesenkt werden durch Sanieren und Modernisieren von Wohn- und Industriegebäuden, wie etwa in der städtischen Kampagne „Wir Energiewender“, wo dies für Privathaushalte und Unternehmen schon seit mehreren Jahren umgesetzt wird.

Zum Dritten muss sich die Stadt gleichzeitig Flächen für die neue Energie-Infrastruktur sichern – zum Beispiel für die Gewinnung von Wärme aus der Umwelt, für die Leitungen oder die Zwischenspeicher. Gemeinsam mit den Stadtwerken will die Stadt in einer großen Anstrengung effiziente Wärmenetze mit Bundesfördermitteln auf- und weiter ausbauen: Dafür müssen vorher als vierte Maßnahme Machbarkeitsstudien in der ganzen Stadt durchgeführt werden, um Standorte für Energiezentralen und Netze zu ermitteln. Danach soll schlussendlich mit der fünften Maßnahme durch den Ausbau der Netze der Anteil an Fernwärme von zurzeit 15 Prozent auf über 75 Prozent steigen.

Schritt für Schritt zum Ziel

Nächster Schritt ist nun im September die Beteiligung der Öffentlichkeit mit Informationen zu den Plänen für die Wärmeversorgung. Die Stadt wird die Termine rechtzeitig in den Medien bekanntgeben. Bis zum Jahresende soll die Wärmeplanung für Ludwigsburg dann vom Gemeinderat beschlossen werden.

„Wir setzen den Beschluss weiter um“, sagt Christian Schneider, Geschäftsführer der SWLB. „Und wir machen daraus konkrete Maßnahmen für unsere Tätigkeitsfelder, inklusive Stromversorgung und Verkehr.“ Co-Geschäftsführer Johannes Rager ergänzt: „Dabei fangen wir nicht bei null an, sondern knüpfen an unsere bestehende Planung an. Wir können dann schnell mit den Arbeiten beginnen. Wichtig dabei wird sein, dass wir in der Stadt die Akzeptanz für die Baumaßnahmen zur Fernwärme bekommen.“

Chance und Herausforderung

OB Knecht betont: „In den Projekten stecken riesige Chancen, zum Beispiel werden wir künftig auch die Wasserwärme vom Neckar nutzen, um Wohnungen damit zu heizen.“ Gleichzeitig sei allen Beteiligten bewusst: Die Investitionen für die Wärmewende sind immens – die Bundesregierung müsse die Kommunen finanziell erst in die Lage versetzen, diese zu stemmen. Da lägen noch viele Herausforderungen auf dem Weg.

Baubürgermeisterin Andrea Schwarz bringt es auf den Punkt: „Wenn wir jetzt die Wärmewende nicht anpacken und investieren, wird es in zwanzig Jahren noch viel mehr kosten. So können wir die Energieversorgung für die Zukunft sichern – und den Menschen eine klimaneutrale und kostengünstige Alternative ermöglichen.“ (Clemens Flach)

Zum Seitenanfang