Austausch zur Klimapartnerschaft mit Kongoussi

Delegation aus Burkina Faso zu Besuch in Ludwigsburg

Bildbeschreibung (von links nach rechts): Konrad Seigfried, Barthélemy Savadogo, Oscar Sawadogo, Étienne Sawadogo, Elisabeth Meier, OB Matthias Knecht.

In dieser Woche sind Gäste aus Kongoussi zu Besuch – sie vertreten ihre Kommune im westafrikanischen Burkina Faso, mit der Ludwigsburg eine Klimapartnerschaft verbindet. Die Delegation besteht aus Oscar Sawadogo, Vorsitzender der Partnerorganisation AZND, Programmdirektor Barthélemy Savadogo, und dem kommissarischen Vizebürgermeister von Kongoussi, Étienne Sawadogo. Begleitet werden sie während ihres Aufenthalts von Elisabeth Meier, Projektkoordinatorin der Klimapartnerschaft, und dem Ludwigsburger Förderkreis Burkina Faso e.V. mit dem Vorsitzenden Konrad Seigfried.

Ludwigsburgs Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht freut sich über den Austausch mit den Kooperationspartnern: „Aktive Flüchtlingspolitik beginnt vor Ort in den Staaten, aus denen die Menschen zu uns flüchten müssen. Gerade in der aktuell sehr schwierigen Lage in der Sahelzone können die Menschen in Kongoussi auf die Stadt Ludwigsburg als verlässliche Kooperationspartnerin zählen“, erklärt er. „Wir werden die Projekte zur Verbesserung der Lebensbedingungen vor Ort gemeinsam weiterführen. Das hilft uns, hier in Europa Überforderung zu vermeiden und gibt den Menschen und der Region in Afrika eine Entwicklungschance.“
 

Weiterentwicklung des Handlungsprogramms
Neben Arbeitstreffen mit dem Fachbereich Hochbau und Gebäudewirtschaft und dem Team Klima und Energie wird es auch einen Workshop der Förderorganisation Engagement Global zur Weiterentwicklung der Partnerschaft geben: „Das gemeinsame Handlungsprogramm ist die Grundlage für unsere Arbeit vor Ort in Kongoussi“, erklärt Barthélemy Savadogo, Projektkoordinator der ‚Association Zood Nooma pour le Développement‘ (AZND). „Durch Einsatz von Solarlampen und den Bau von Brunnen mit solarbetriebener Pumpe können wir das Leben der Menschen langfristig verbessern und den Einsatz von nachhaltiger Energie vorantreiben.“

Ein Besuch der Schüler*innen der Osterholzschule, die gerade wieder einen Spendenlauf für Kongoussi durchgeführt haben, ist auch geplant. Ihnen wird ein Film über den Alltag eines Schülers in Kongoussi gezeigt. Weitere Höhepunkte sind eine Podiumsdiskussion zur aktuellen Lage in der Sahelzone sowie die Afrika-Gala im Rahmen der Ludwigsburger Afrika-Tage am Samstag. „Während Frankreich und die EU ihre neue Rolle im Sahel noch suchen, tragen kommunale Partnerschaften wie die zwischen Ludwigsburg und Kongoussi dazu bei, dass die Menschen in Burkina Faso ein Europa der Wertschätzung, Partnerschaft und Kooperation erfahren“, so die Ludwigsburger Projektkoordinatorin Elisabeth Meier. Die Delegations-Reise wird außerdem durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung über die Organisation Engagement Global gefördert.

Überblick und Ausblick zu Projekten
Die Reise ist Anlass dafür, die abgeschlossenen Projekte Revue passieren zu lassen und in die Zukunft zu blicken. Während in Ludwigsburg aus den Wasserhähnen sauberes Trinkwasser fließt und erste Trinkwasserspender im öffentlichen Raum aufgestellt werden, mussten im Rahmen der Klimapartnerschaft mit Kongoussi erst einmal neue, solar angetriebene Tiefbrunnen in zehn Dörfern gebohrt werden, um dort sauberes Trinkwasser zu fördern.
 

Licht und Energie sind im Fokus der nächsten Maßnahmen für Kongoussi, die vom Förderer Engagement Global zu 90 Prozent finanziert werden. Bis 2026 werden weitere Solar-Home-Systems für Privathaushalte ohne Zugang zu Strom gebaut, ein weiterer Brunnen gebohrt und Photovoltaik-Anlagen für Schulen und Krankenstationen installiert. Durch die Einführung eines neuen Ausbildungszweigs in Solartechnik an der örtlichen Berufsschule werden junge Menschen vor Ort in einer zukunftsträchtigen Branche ausgebildet. Die Berufsschule ‚Centre de Formation Professionelle de Kongoussi‘ war 2012 das erste große Projekt des Förderkreises Burkina Faso in Kongoussi und wird bis heute aus Ludwigsburg finanziert. Bislang werden dort Zweiradmechaniker*innen und Schneider*innen ausgebildet.
 

Entwicklungspartnerschaft seit 2006
Konrad Seigfried vom Förderkreis Burkina Faso zieht eine positive Zwischenbilanz: „Unsere Entwicklungspartnerschaft, immerhin seit 2006, ist ein gelungenes Beispiel für eine erfolgreiche kommunale Kooperation, die auch bewusst auf beiden Seiten die Zivilgesellschaft einbezieht. Mit unserer Partnerorganisation AZND und deren Präsidenten Oscar Sawadogo haben wir eine überaus tragfähige Zusammenarbeit aufgebaut. Sie leistet wichtige Beiträge gegen die dramatischen Folgen des Klimawandels – für junge Menschen, die unsere Berufsschule besuchen, für die Bevölkerung in den Dörfern, die sauberes Trinkwasser und Zugang zu Getreidemühlen erhalten. Gerade in der aktuellen Notsituation ist unsere Unterstützung für unsere Partner von großer Bedeutung.“

Kongoussi befindet sich wie ganz Burkina Faso wegen des dschihadistischen Terrors im Land in einer sehr bedrohlichen Lage. Nach aktuellen amtlichen Daten sind zu den rund 50.000 Einwohner*innen Kongoussis etwa 200.000 Binnenvertriebene aus den an Mali angrenzenden Regionen und dem näheren Umland hinzugekommen. Die Situation der Menschen vor Ort ist äußerst schwierig, nur wenige haben Zugang zu sauberem Trinkwasser und ausreichend Lebensmitteln. 

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