Bilanz der „Pop-Up-Innenstadt“ in Ludwigsburg

Die "Pop-Up-Innenstadt" ist Best-Practice-Beispiel der bundesweiten Initiative „stadtimpulse“. OB Matthias Knecht hat mit Baubürgermeisterin Andrea Schwarz (rechts) und Projektleiterin Laura Härle die Bilanz vorgestellt. (Foto: Stadt Ludwigsburg)

Das Ziel der „Pop-Up-Innenstadt“ war, neue Antworten auf veränderte Ansprüche der Menschen an ihre Stadtmitte zu finden. Von Mai 2021 bis Dezember 2023 wurden dafür Projekte in der Ludwigsburger Innenstadt vom Bund gefördert. Dabei ging es um die Fragen: Wie kann der öffentliche Raum belebt, der Aufenthalt und das Angebot im Herzen der Stadt attraktiver werden? Wie muss sich die Innenstadt verändern, damit alle auch an heißen Sommertagen zum Ausgehen, Bummeln und Flanieren kommen?

Auf der Suche nach Antworten wurden die Menschen in der Innenstadt an frischen Ideen beteiligt, konnten neue Lösungen ausprobieren und ihre Meinung dazu geben. Die Projekte der „Pop-Up-Innenstadt“ stießen auf großes Interesse – das half beim Austesten der Ideen und brachte mehr Aufmerksamkeit und Leben in die Stadtmitte.

Vielversprechende Projekte gemeinsam mit der Bürgerschaft umgesetzt

In Workshops und Ideenwerkstätten entwickelte die Stadtverwaltung mit Politik und Bürgerschaft Maßnahmen für bestimmte Orte im Stadtkern, setzte sie gemeinsam um und wertete die Erfahrungen über längere Zeiträume aus. Dabei wurden Plätze und Straßen genommen, die das Stadtbild prägen und im Stadtleben eine wichtige Rolle spielen, aber auch Nachteile haben – etwa kaum Schatten und wenig Gelegenheit zum Aufenthalt bieten, keine Freizeit- oder Gastroangebote haben.

Als Pop-Up-Maßnahmen wurden diese Orte zeitweise umgestaltet, zum Beispiel mit Büschen, Bäumen und Rasen begrünt, mit Sitzmöbeln, Spiel- und Sportgeräten ausgestattet sowie zu kulturellen Veranstaltungen und Freizeit-Aktionen eingeladen.

Drei Jahre spannende Ideen für das Herz der Stadt

Im Jahr 2021 starteten die Pop-Up-Maßnahmen am Karlsplatz, Arsenalplatz und mit einem Aktionstag auf einem Abschnitt der Wilhelmstraße. Dabei konnten laufende Planungen für die Stadtentwicklung erprobt und veranschaulicht werden – wie etwa den Karlsplatz zum Treffpunkt im Quartier zu machen oder die Wilhelmstraße als Freiraum für neue Nutzungen gewinnen. Der Park am Arsenalplatz diente als Test für die beginnende Verwandlung in einen grünen Aufenthaltsbereich für alle Generationen.

Im Jahr 2022 lag der Fokus auf dem Franck-Areal am Bahnhof und dem Rathaushof: Auf dem Franck-Areal wird künftig ein neues, urbanes Stadtquartier entstehen. Schon vor Baubeginn sollte das ehemalige Industriegelände für die Bürgerinnen und Bürger geöffnet und bestmöglich genutzt werden. So verwandelte sich eine asphaltierte Fläche hinter der Mauer zum Westportal in einen bunten Stadtraum mit vielen Möglichkeiten für Gastronomie, Freizeit, Kunst und Kultur. Die Mauer an dem stark frequentierten Weg zum Bahnhof wurde geöffnet und dahinter das „Hi.Francky“ eingerichtet: Ein angenehmer, interessanter Aufenthaltsort mit kulinarischem Angebot, musikalischer Begleitung und vielen Aktionen für Jung und Alt, von der Rollschuhdiscoüber den Salsa-Abend oder den Poetry-Slam bis hin zur Italienischen Nacht.

Erfolgreiche Maßnahmen fortgesetzt

Aufbauend auf den Ergebnissen der Stadtmacherwerkstatt im Januar 2022 wurde der Rathaushof zum Teil begrünt, beschattet und mit Bistrotischen zur Aufenthaltsfläche. Vor dem Eingang zum Kulturzentrum wurde ein offener Bücherschrank aufgebaut und am Boden ein Sportfeld und eine Spielstraße eingezeichnet. Im Jahr 2023 kamen zum Schutz vor der Hitze mehr Bäume, Sitzgelegenheiten im Schatten und ein Stadtstrand mit Palmen, Rasen und Sand dazu. Neben der Abkühlung wurde die Pop-Up-Fläche von Schulen als Lernraum zur Klimaanpassung und für einen Hitze-Aktionstag genutzt.

Auch auf dem Franck-Areal ging es 2023 verstärkt weiter – der neue Stadtraum diente schon längst nicht mehr nur zum Aufenthalt, sondern auch zur kulturellen Belebung des Bahnhofsviertels. 2024 soll das Areal wieder für alle im Sommer geöffnet werden, so wird dort aus einer Pop-Up-Maßnahme eine länger dauernde Einrichtung.

Beteiligung durch Mitmachen, Ausprobieren und Bewerten

Bei der Pop-Up-Innenstadt konnten sich alle Interessierten immer wieder aufs Neue beteiligen: Vor, während und nach einem Projekt wurden Bürger*innen und Akteure der Stadtmitte eingebunden – bereits im Herbst begann jeweils die Planung für das nächste Jahr, bei den Aktionen konnten alle dabei sein und im Anschluss ihr Feedback geben. So konnte die Meinung und Erfahrung der Beteiligten dafür genutzt werden, die Projekte im folgenden Jahr zu verbessern. Die Kommunalpolitik und die Fachbereiche der Verwaltung waren fortlaufend in die Ideenfindung und Bewertung eingebunden.

Ab 2022 hatten Personen, Vereine und andere Akteure auch die Möglichkeit, eigene Pop-Up-Maßnahmen umzusetzen: Dafür wurde ein Projektfonds eingerichtet, der ehrenamtliches Engagement förderte. So wurden etwa Spielstühle im Arsenalgarten, Straßenfeste oder Palettenmöbel-Aktionen finanziell unterstützt.

Ergebnisse der durchgeführten Maßnahmen

Im September 2023 konnten bei einer zweiteiligen Abschlussveranstaltung alle Interessierten ihre Meinung abgeben, wo Stärken und Schwächen der Planungen lagen und was in die weitere Entwicklungsplanung für die Innenstadt einfließen soll. Die Ergebnisse werden nun auf der Online-Beteiligunsgplattform „MeinLB“ vorgestellt.

Die Maßnahmen haben dazu beigetragen, bestehende Planungen auszutesten und neue Ansätze auf Stärken und Schwächen zu überprüfen. Pop-Up-Projekte können Ideen in die Öffentlichkeit bringen und diese dabei noch anpassen und verbessern. Der offene Prozess, den alle begleiten können, schafft Akzeptanz für notwendige Veränderungen.

Methode als Vorbild für Städte und Gemeinden

Die Pop-Up-Methode mit ihrem Ansatz „Planning by doing“ soll bei künftigen Projekten verstärkt angewendet werden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine widerstands- und anpassungsfähige Stadtentwicklung flexibles und agiles Handeln braucht. Möglichkeiten der Beteiligung und neu entstandene Netzwerke sollen weiter bestehen bleiben. Wie die Pop-Up-Innenstadt funktioniert, zeigt jetzt auch ein Erklärfilm auf www.MeinLB.de.

Die Erkenntnisse wurden dokumentiert und in Fachbeiträgen, Podcasts und Webinaren aufbereitet, damit sie auf andere Kommunen übertragbar sind. Die Pop-Up-Innenstadt wurde bei bundesweiten Kongressen und Tagungen zur Stadtentwicklung vorgestellt und im Dezember 2023 von der Initiative „stadtimpulse“ als Best Practice dafür ausgezeichnet, die Städte und Gemeinden zu beleben und attraktiver zu machen. 2021 wurde die Pop-Up-Innenstadt vom Bundesinstitut für Bau, Stadt- und Raumforschung als Pilotprojekt ausgewählt, darauf im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik zur „Post-Corona-Stadt“ gefördert und ist nun ein Bestandteil im „Innenstadtratgeber Realexperimente“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen.

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