SDG8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum

Worum geht's?

Ziel des SDG 8 ist es, die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu vollziehen, die produktiv, fair und umweltschonend ist.  Wirtschaftliches Wachstum ist die bedeutendste Grundlage für die Sicherung des Wohlstands und im Kampf gegen globale Armut. Doch Wachstum allein führt nicht automatisch zu mehr Wohlstand oder guter Arbeit für alle. 700 Millionen Menschen leben weltweit in Armut, obwohl sie arbeiten.

Wirtschaftliches Wachstum bedeutet auch nicht automatisch eine Steigerung der Lebensqualität. Das Bruttoinlandsprodukt als Indikator für Wachstum greift zu kurz und nicht alles, was zu Wachstum beiträgt, ist gut für die Menschen. Man denke nur an Autoreparaturen, die zwar das BIP ankurbeln, jedoch einen Autounfall als Ursache haben können.

Es wird heute so viel produziert und konsumiert, wie nie zuvor. Kleidung, Lebensmittel, Autos, Handys und andere Produkte haben oft komplexe Wertschöpfungsketten mit einer Vielzahl an Beteiligten bei Produktion, Verarbeitung, Transport und Vertrieb. Die Herausforderung, diese Lieferketten sozial gerecht und ökologisch verträglich zu gestalten, zeigt sich beispielsweise beim nachhaltigen Tourismus, dem einzigen explizit genannten Wirtschaftssektor in SDG 8. Denn Touristen buchen nicht nur ein Hotel, sie gehen auch einkaufen, nutzen die lokale Infrastruktur, unternehmen Aktivitäten, gehen in Restaurants und erhöhen so die Umsätze verschiedenster Betriebe.

Wachstum hat ökologische und soziale Folgen, die bisher nicht ausreichend berücksichtigt werden. Die wachsende Produktion von Gütern führt beispielsweise zu einem höheren Ausstoß von Treibhausgasen und beschleunigt den Klimawandel.  Auch profitieren nicht alle Menschen gleich vom Wachstum und die soziale Ungleichheit wird verstärkt.   

Schon 1972 warnte der Club of Rome vor den Grenzen des Wachstums. Innerhalb der nächsten hundert Jahre seien die Wachstumsgrenzen auf der Erde erreicht, die Rohstoffe seien aufgebraucht oder könnten nicht so schnell nachwachsen, um den Bedarf zu decken.

Die Berücksichtigung dieser natürlichen Grenzen wird vor allem durch das Konzept der Suffizienz beschrieben. Wirtschaft kann nach dieser Logik grundsätzlich weiterwachsen, allerdings nur innerhalb der Tragfähigkeit unseres Planeten und unter sparsamen Einsatz von Energie, Material und natürlicher Ressourcen. Ein Beispiel für Suffizienz ist der Fleischkonsum. Suffizienz verlangt keinen kompletten Verzicht, sondern einen bewussteren und nachhaltigeren Umgang damit.

Um die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen für künftige Generationen zu gewährleisten, fordern die globalen Nachhaltigkeitsziele einen effizienteren und umweltschonenderen Umgang mit den begrenzten, natürlichen Ressourcen.

Das SDG im Wortlaut

"Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern"

8.1 Wirtschaftswachstum aufrechterhalten
Ein Pro-Kopf-Wirtschaftswachstum entsprechend den nationalen Gegebenheiten und insbesondere ein jährliches Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von mindestens 7 Prozent in den am wenigsten entwickelten Ländern aufrechterhalten
 
8.2 Produktivität steigern
Eine höhere wirtschaftliche Produktivität durch Diversifizierung, technologische Modernisierung und Innovation erreichen, einschließlich durch Konzentration auf mit hoher Wertschöpfung verbundene und arbeitsintensive Sektoren
 
8.3 Entwicklungsorientierte Wirtschaftspolitik
Entwicklungsorientierte Politiken fördern, die produktive Tätigkeiten, die Schaffung menschenwürdiger Arbeitsplätze, Unternehmertum, Kreativität und Innovation unterstützen, und die Formalisierung und das Wachstum von Kleinst-, Klein- und Mittelunternehmen unter anderem durch den Zugang zu Finanzdienstleistungen begünstigen
 
8.4 Nachhaltig Wirtschaften
Bis 2030 die weltweite Ressourceneffizienz in Konsum und Produktion Schritt für Schritt verbessern und die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Umweltzerstörung anstreben, im Einklang mit dem Zehnjahres-Programmrahmen für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster, wobei die entwickelten Länder die Führung übernehmen
 
8.5 Vollbeschäftigung & menschenwürdige Arbeit
Bis 2030 produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle Frauen und Männer, einschließlich junger Menschen und Menschen mit Behinderungen, sowie gleiches Entgelt für gleichwertige Arbeit erreichen
 
8.6 Ausbildung & Arbeit für junge Menschen
Bis 2020 den Anteil junger Menschen, die ohne Beschäftigung sind und keine Schul- oder Berufsausbildung durchlaufen, erheblich verringern
 
8.7 Kinder- und Zwangsarbeit abschaffen
Sofortige und wirksame Maßnahmen ergreifen, um Zwangsarbeit abzuschaffen, moderne Sklaverei und Menschenhandel zu beenden und das Verbot und die Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit, einschließlich der Einziehung und des Einsatzes von Kindersoldaten, sicherstellen und bis 2025 jeder Form von Kinderarbeit ein Ende setzen
 
8.8 Arbeitsrechte schützen
Die Arbeitsrechte schützen und sichere Arbeitsumgebungen für alle Arbeitnehmer, einschließlich der Wanderarbeitnehmer, insbesondere der Wanderarbeitnehmerinnen, und der Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen, fördern
 
8.9 Nachhaltigen Tourismus fördern
Bis 2030 Politiken zur Förderung eines nachhaltigen Tourismus erarbeiten und umsetzen, der Arbeitsplätze schafft und die lokale Kultur und lokale Produkte fördert
 
8.10 Zugang zu Finanzdienstleistungen
Die Kapazitäten der nationalen Finanzinstitutionen stärken, um den Zugang zu Bank-, Versicherungs- und Finanzdienstleistungen für alle zu begünstigen und zu erweitern
 
8.a Exporte von Entwicklungsländern erhöhen
Die im Rahmen der Handelshilfe gewährte Unterstützung für die Entwicklungsländer und insbesondere die am wenigsten entwickelten Länder erhöhen, unter anderem durch den Erweiterten integrierten Rahmenplan für handelsbezogene technische Hilfe für die am wenigsten entwickelten Länder
 
8.b Globale Strategie für Jugendbeschäftigung
Bis 2020 eine globale Strategie für Jugendbeschäftigung erarbeiten und auf den Weg bringen und den Globalen Beschäftigungspakt der Internationalen Arbeitsorganisation umsetzen

Nachhaltig leben

  • Kaufen Sie regionale Produkte und stärken so lokale Produzenten und Unternehmen. Kaufen Sie lieber im Laden statt Online. So fördern Sie Geschäfte in der eigenen Umgebung und nicht die große Onlineversandhändler.
  • Informieren Sie sich über Produktionsbedingungen und entscheiden Sie sich für Produkte und Unternehmen, die faire Arbeitsbedingungen gewährleisten. Orientieren Sie sich dabei an Gütesiegeln wie dem GOTS-Siegel (Global Organic Textile Standard) für nachhaltige Kleidung oder dem Fairtrade-Siegel für Lebensmittel.
  • Gestalten Sie Ihren Urlaub nachhaltig. Reisen Sie klimafreundlich, ressourcenschonend und sozial verträglich. Reduzieren Sie die negativen Umweltauswirkungen und lassen Sie die lokale Bevölkerung an den Tourismusinnahmen teilhaben. Buchen Sie mit nachhaltigen und zertifizierten Reiseveranstaltern.

Beispiele aus Ludwigsburg

Das SDG 8 im Stadtentwicklungskonzept

Das Ludwigsburger Stadtentwicklungskonzept mit seinen 12 Handlungsfeldern leistet einen konkreten Beitrag zu den Globalen Nachhaltigkeitszielen. Die Unterziele des SDG 8 werden insbesondere durch die folgenden Handlungsfelder behandelt:

  • 03 Wirtschaft, Arbeit und Tourismus
  • 05 Lebendige Innenstadt

Wirtschaftsförderung

Die Wirtschaftsförderung der Stadt Ludwigsburg arbeitet eng mit den im Stadtgebiet ansässigen Unternehmen zusammen. Durch den direkten Kontakt können die Rahmenbedingungen für deren Weiterentwicklung, aber auch für die Ansiedlung neuer Firmen, bestmöglich gestaltet werden. Die Wirtschaftsförderung dient auch als Anlaufstelle für Kontaktvermittlung und Kooperationsmöglichkeiten in den Bereichen Umwelt und Nachhaltigkeit.

Unternehmensnetzwerk des Klimabündnisses

Das Ludwigsburger Klimabündnis ist das Zusammenwirken vieler einzelner Aktionen, die eigenverantwortlich und selbstorganisiert umgesetzt werden. Hierfür verpflichten sich die Teilnehmenden, Maßnahmen für den Klimaschutz in einem selbst gewählten Zeitraum umzusetzen. Mitmachen kann die gesamte Stadtgesellschaft: Bürgerinnen und Bürger, Initiativen, Vereine, Verbände, Institutionen und Unternehmen. Zwei Mal im Jahr gibt es ein Treffen des gesamten Klimabündnisses. Für Unternehmen in Ludwigsburg gibt es ein zusätzliches Netzwerk, das drei- bis viermal im Jahr zusammenkommt. Bei allen Treffen besteht die Möglichkeit, gute Beispiele auszutauschen, gemeinsame Aktivitäten zu planen sowie Synergien herzustellen.

LUIS e.V.

Der Ludwigsburger Innenstadt (LUIS) e.V. ist die Interessensvertretung der Ludwigsburger Innenstadtakteure und setzt sich für eine nachhaltige Entwicklung und Stärkung der Ludwigsburger Innenstadt ein. Der freiwillige Zusammenschluss umfasst 250 selbstständige Unternehmerinnen und Unternehmer aus Handel, Dienstleistung, Gastronomie, Handwerk und des produzierenden Gewerbes. Mit einer Vielzahl an Aktionen und Veranstaltungen betreibt der LUIS aktives Standortmarketing und zeigt tagtäglich den Menschen, wie schön und einmalig die Ludwigsburger Innenstadt ist. Durch zahlreiche wirtschaftliche, aber auch gesellschaftliche Veränderungen gilt es, Prozesse aktiv zu begleiten und die Interessen und Bedürfnisse der Mitglieder an den entsprechenden Stellen zu platzieren.

Ganzheitliches Steillagenkonzept zur Stärkung der Tourismuswirtschaft

Ein wesentlicher Baustein des Ludwigsburg Tourismuskonzepts ist die Erhaltung und touristische Inwertsetzung der terrassierten Steillagen am Neckar und als übergeordnetes Ziel die Erhöhung der Wertschöpfung in diesem Bereich. Über mehrere Teilprojekte und gemeinsam mit Winzern, Weinerlebnisführern, Gastronomiebetrieben und Bürgerinnen und Bürgern wird die lokale Kulturlandschaft touristisch genutzt und geschützt. So wird eine spielerische Lern-App entwickelt, die über Fauna, Flora und Kulturlandschaft sowie über Winzer, Gastronomie und Freizeitmöglichkeiten informiert. Ein Steillagenrundweg soll den Erlebniswert der Steillagen für Bürgerinnen und Bürger, Besucherinnen und Besucher erhöhen sowie für die heimischen Weinlagen und Winzer sensibilisieren.

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