Vorsorge gegen Starkregen

Eine Folge des Klimawandels sind vermehrte Starkregenereignisse. Im Extremfall verursachen heftige Niederschläge Überschwemmungen, Unterspülungen, Hangrutsche. Daher erstellt die Stadt Ludwigsburg aktuell ein Vorsorgekonzept für diese Klimawandelfolge.

Für den Stadtteil Pflugfelden liegt dieses mittlerweile final vor und wurde am 26.05.2023 vom Büro Klinger und Partner im Rahmen einer Bürgerinformationsveranstaltung vorgestellt. 

Mit Hilfe von Starkregengefahrenkarten können Bürger*innen, Unternehmen oder Vereine das individuelle Risiko von Starkregenereignissen für eigene Gebäude und Flächen abschätzen. Zudem bietet das Konzept Hilfe zur Selbsthilfe: Wie kann ich mein Haus umbauen, um es vor einer Überflutung zu schützen? In den vergangenen Jahren hat Starkregen vermehrt hohe Schadsummen in der Region Stuttgart verursacht.

Die Erstellung von Starkregengefahrenkarten ist Teil des Klimawandelanpassungskonzepts der Stadt Ludwigsburg. Gleichzeitig ist es strategisches Ziel des Handlungsfelds 11 „Klima und Energie“ im Stadtentwicklungskonzept.

Allgemeine Informationen

Was ist Starkregen?

Von Starkregen spricht man, wenn es in kurzer Zeit und lokal begrenzt intensiv regnet. Der Deutsche Wetterdienst spricht von Starkregen oder Starkniederschlag, wenn in einer Stunde mehr als 15 Millimeter beziehungsweise in sechs Stunden mehr als 20 Liter pro m2 Regen fallen. Niederschlagsereignisse von zum Beispiel 40, 60 oder mehr als 100 Litern pro m2 innerhalb einer Stunde können vermehrt in den Sommermonaten in Verbindung mit starken Gewittern große Schäden verursachen. 

Im Gegensatz zum Flusshochwasser sind Überflutungen durch Starkregen meist unvorhersehbar. Sie treten überraschend auf, sind schwer zu kalkulieren und kleinräumig begrenzt. Die meisten Betroffenen werden von solchen Ereignissen daher meist überrascht. 

In hügeligem oder bergigem Gelände fließt das Wasser zum großen Teil außerhalb von Gewässern auf der Geländeoberfläche als Sturzflut ab. Solche Sturzfluten verfügen über hohe Strömungskräfte. Sie können große Mengen an Treibgut wie Holz, Heu- und Silageballen sowie Boden oder Geröll mit sich reißen. Dieses Material sammelt sich an Verdolungseinläufen, Verrohrungen, Brücken, Stegen, Zäunen oder Rechen. Der Rückstau überflutet das umliegende Gelände. Es kann zu weiteren schweren Schäden an Gebäuden und Infrastruktur kommen.

Auch in der Ebene können Starkniederschläge Überflutungen verursachen. Die großen Wassermengen lassen die Kanalnetze überlaufen und können weite Flächen schnell unter Wasser setzen. Vor allem die Bebauung und Infrastruktur in den Senken können dabei erheblich geschädigt werden.

Weitere Informationen auch auf dem Hochwasserportal des Landes.

Vor dem Starkregen

Starkregengefahrenkarten LB-Pflugfelden

Die Starkregengefahrenkarten des Stadtteils LB-Pflugfelden wurden erstellt. Mit diesen Karten können gefährdete Bereiche identifiziert und mögliche Vorsichtsmaßnahmen erarbeitet werden. Damit können Bürgerinnen und Bürger ihr persönliches Risiko abschätzen und gegebenenfalls Eigenmaßnahmen ergreifen.

  • Am 23.05.2023 wurden die Ergebnisse in einer Bürgerinfoveranstaltung vorgestellt. Die Präsentation finden Sie hier.
  • Den Endbericht (Teil 1: Gefährdungsanalyse, Teil 2: Risikoanalyse, Teil 3: Handlungskonzept) finden Sie hier.

Die Starkregengefahrenkarten gliedern sich in drei Szenarien (ein Millimeter Niederschlag entspricht einem Liter pro Quadratmeter): 

1. Seltenes Szenario (ca. 40 mm/h):

Statistisches Niederschlagsereignis mit einer Jährlichkeit von 30 Jahren, einer Dauer von 1 Stunde und einer Niederschlagshöhe von 43 mm/h.

1.1 Überflutungstiefen (Karten zeigen die Ausschnitte 1-6 von Pflugfelden)

1.2 Fließgeschwindigkeit (Karten zeigen die Ausschnitte 1-6 von Pflugfelden)

2. Außergewöhnliches Szenario (ca. 50 mm/h):

Statistisches Niederschlagsereignis mit einer Jährlichkeit von 100 Jahren, einer Dauer von 1 Stunde und einer Niederschlagshöhe von 56 mm/h.

2.1 Überflutungstiefen (Karten zeigen die Ausschnitte 1-6 von Pflugfelden)

2.2 Fließgeschwindigkeit (Karten zeigen die Ausschnitte 1-6 von Pflugfelden)

3. Extremes Szenario (128 mm/h):

Statistisches Niederschlagsereignis mit einer Jährlichkeit von 1000 Jahren, einer Dauer von 1 Stunde und einer Niederschlagshöhe von 128 mm/h.

3.1 Überflutungstiefen (Karten zeigen die Ausschnitte 1-6 von Pflugfelden)

3.2 Fließgeschwindigkeit (Karten zeigen die Ausschnitte 1-6 von Pflugfelden)

4. Überflutungsausdehnung:

Die Karten stellen die Überflutungsausdehnung bei einer Überflutungstiefe größer 5 cm für die unterschiedlichen Szenarien dar.

Starkregengefahrenkarten für das restliche Stadtgebiet

Analog zu den bereits erstellten Karten für den Stadtteil LB-Pflugfelden, sollen Starkregengefahrenkarten des restlichen Stadtgebiets von Ludwigsburg anhand des Leitfadens Kommunales Starkregenrisikomanagement Baden-Württemberg erstellt werden. 

Das Projekt startet in Q4/2023. 

Während des Starkregens

Verhaltenstipps

Das Wichtigste ist, Gefahrenwarnungen ernst zu nehmen, Anweisungen von Einsatzkräften zu folgen und sich nicht selbst in Lebensgefahr zu begeben, um Sachwerte und andere zu retten. Weiterhin gilt:

  • Lage und Warnungen beobachten (App, Homepage, Medien)
  • Hilfsbedürftige Personen in Sicherheit bringen
  • Keine Keller, Tiefgaragen oder Unterführungen betreten beziehungsweise sofort verlassen. Bereits bei Überflutungstiefen von ca. 30 cm können Türen und Fenster durch den Druck nicht oder nur noch sehr schwer geöffnet werden
  • Strömungen und Überflutungstiefen auf Straßen nicht unterschätzen - Kanaldeckel können hochgedrückt und dadurch zur Gefahrenstelle werden. Fahren Sie nicht durch überflutete Straßen
  • Wichtige Dokumente mitführen
  • Vor dem Betreten von überfluteten Bereichen Stromfreiheit sicherstellen und ggf. den Strom abstellen

Nach dem Starkregen

Sicher aufräumen

Das Wasser weicht nun zurück. Jetzt heißt es: Bestandsaufnahme machen und aufräumen. Dabei gilt es, einiges zu beachten, um sicher zu bleiben:

  • Wenn das Gebäude stark beschädigt ist, bleiben Sie draußen und betreten Sie es erst wieder, wenn es von Fachleuten freigegeben wurde.
  • Vorsicht beim Betreten überfluteter Keller, es besteht die Gefahr eines Stromschlags.
  • Wenn durch Überflutung, z. B. im Keller, Heizöl oder andere gefährliche Substanzen freigesetzt worden sind, rufen Sie die Feuerwehr 112 an.
  • Machen Sie eine Bestandsaufnahme und fotografieren Sie die Schäden für die Versicherung.
  • Beginnen Sie mit Abpumparbeiten erst, wenn Sie sicher sind, dass der Grundwasserspiegel ausreichend gesunken ist. Vorsicht, Sie beschädigen ansonsten die Bodenwanne des Hauses.
  • Räumen Sie Wasserreste und Schlamm schnellstmöglich aus dem Haus. Entsorgen Sie den Schlamm nicht über die Kanalisation, sondern lagern diesen wenn möglich an einem geschützten Ort bis zur fachgerechten Entsorgung zwischen.
  • Trocknen Sie die Räume so schnell es geht, um Bauschäden oder Schimmel zu vermeiden. Nutzen Sie am besten ein Trocknungsgerät.
  • Nehmen Sie elektrische Geräte nur in Betrieb, wenn sie nicht feucht geworden sind.
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