Erste Bürgerumfrage liefert Stimmungsbild

Stadtverwaltung und Evangelische Hochschule haben die Menschen in Ludwigsburg gefragt, was sie in ihrer Stadt gut finden – und was man noch besser machen könnte. Mehr als 3.000 haben sich an der Online-Befragung beteiligt. Die Ergebnisse liegen jetzt vor.

Im Februar und März 2022 ist die erste Bürgerumfrage in Ludwigsburg für die gesamte Stadt durchgeführt worden. Leitfragen waren dabei: Wie ist die Zufriedenheit mit dem Leben in der Stadt? Was sind die Probleme und Herausforderungen? Wie zufrieden sind die Menschen mit den verschiedenen Bereichen ihres Alltags, und wie soll sich Ludwigsburg zukünftig weiterentwickeln? „Es ging uns darum, ein großes Meinungsbild einzuholen“, erklärt Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht. „Die Ergebnisse beschreiben den Alltag vor Ort und helfen dabei, zielgenauer die Themen zu bearbeiten, die für die Stadt und ihre Bürgerschaft am wichtigsten sind.“

In einem Bericht werden jetzt die Ergebnisse der Bürgerumfrage dargestellt. Darin bietet sich ein differenziertes Bild der Lebensbedingungen der Befragten in der Stadt, ihrer Einstellungen zu aktuellen Themen und ihren Bewertungen von kommunalen Handlungsfeldern. Neben der gesamtstädtischen Betrachtung liegen auch stadtteilbezogene Auswertungen vor.

Wichtigste Ergebnisse im Überblick

Drei von vier Befragten leben gerne sowohl in Ludwigsburg als auch in ihrer Wohngegend. Dabei gilt: Je älter, desto zufriedener sind die Befragten mit ihrer Stadt und ihrer Wohngegend. Dabei ist der Bezug zum Umfeld größer, das heißt, die Befragten identifizieren sich meist stärker mit ihrer näheren Umgebung als mit der Gesamtstadt. Insgesamt sind die Menschen mit ihrer Wohngegend in fast allen Stadtteilen zufriedener als mit der Stadt Ludwigsburg insgesamt.

Die Befragten bringen neben der allgemeinen Zufriedenheit mit dem Leben in der Stadt auch konkret ihre Zufriedenheit mit verschiedenen Lebensbereichen zum Ausdruck. Am besten bewerten sie die Möglichkeiten für ehrenamtliches Engagement und die kulturellen Angebote in Ludwigsburg, letztere scheinen aber eher ein älteres Publikum anzusprechen. Die jüngeren Befragten bewerten das kulturelle Angebot sowie das Angebot an Restaurants, Kneipen und Cafés unterdurchschnittlich und wünschen sich mehr Freizeitgestaltungsmöglichkeiten. Eine bemerkenswerte Differenz zeigt sich auch bei der Bewertung von ÖPNV, Radwegen und Grünanlagen: Diese schneiden bei Familien deutlich schlechter ab als bei Befragten ohne Kinder.

Künftige Herausforderungen für Ludwigsburg

Welches die wichtigsten Themen der künftigen Stadtentwicklung für die Befragten sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Zum einen spielt es eine Rolle, welche mediale Aufmerksamkeit sie aktuell erfahren. Bei Themen, die aktuell in Ludwigsburg und in anderen Kommunen viel diskutiert werden, steigt in der Regel auch die subjektive Wichtigkeit in der Bürgerschaft. Dazu zählen die Themen Bildung und Betreuung für Kinder, Wohnraum und Klimaschutz. Diese Themen gehören zu den drängenden Herausforderungen für die Stadt, und sie haben für alle Befragten auch die höchste Bedeutung für die zukünftige Entwicklung von Ludwigsburg.

Insgesamt schlagen sich die Themen, die den Befragten am wichtigsten sind, auch in der gewünschten Haushaltspolitik nieder: Bei Wohnungsbau, Kindergärten und Kindertageseinrichtungen, Energiewende und Klimaschutz sprechen sich die Befragten klar für Zukunftsinvestitionen aus. Bei genauer Betrachtung der Verhältnisse von gewünschten Mehrausgaben und Einsparungen wird deutlich, dass zwei Bereiche als besonders wichtig erachtet werden: Kindergärten und Kitas sowie der Wohnungsbau. Hier sind sich die Befragten weitgehend einig, dass die Stadt dafür mehr ausgeben sollte. Bei den anderen Bereichen differenzieren sich die Prioritäten je nach Lebenslage.

Mehr zu weiteren Themen online auf „MeinLB“

Diese und weitere Ergebnisse – zum Beispiel zu den Themen Stadtgeschehen, Klimaschutz, Wohnsituation oder sozialer Zusammenhalt – sind auf der Online-Bürgerplattform „MeinLB“ (www.meinLB.de/umfrage) veröffentlicht. Für die Fachbereiche der Stadtverwaltung und die Kommunalpolitik ergeben sich aus den Ergebnissen interessante Anknüpfungspunkte und ergänzende Auswertungsmöglichkeiten, um geplante Maßnahmen zu optimieren. Ziel ist außerdem, die Befragung nach zwei bis drei Jahren im Kern zu wiederholen. Dadurch soll ermittelt werden, ob und wie sich einzelne Themen in der Wahrnehmung und Zufriedenheit der Bevölkerung entwickeln.

Die Bürgerumfrage ist ein Projekt der Stadt Ludwigsburg in Kooperation mit dem Institut für Angewandte Forschung der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg, das in solchen Umfragen von Kommunen sehr erfahren ist. Für die Befragung wurden 10.336 Personen ab 16 Jahren aus dem Melderegister per Post angeschrieben und konnten ihr Meinungsbild online abgeben. Insgesamt sind die Antworten von 3.195 Personen in die Auswertung eingeflossen - für eine Erhebung im Internet ein überdurchschnittlich gutes Ergebnis.

„Die gute Rücklaufquote spricht für eine hohe Motivation der Befragten“, erläutert Professor Peter Höfflin von der Evangelischen Hochschule. „Sie wollen ihre Belange und Ansichten einbringen und das Leben in ihrer Stadt mitgestalten. Das zeigt sich auch in der Vielzahl und Ausführlichkeit der Antworten auf offen gestellte Fragen. Die Ergebnisse geben ein detailliertes Bild darüber ab, was die Befragten bewegt.“ (Clemens Flach)