Partnerschaftsgewalt in Stadt und Kreis Ludwigsburg deutlich gestiegen

OB Knecht: Müssen mit Vorbeugung und Schutzangeboten reagieren

Die Antwort des Innenministeriums Baden-Württemberg vom 15. August 2025 auf die Kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten der Grünen, Silke Gericke, zu geschlechtsspezifischer Gewalt in Ludwigsburg für das Jahr 2023 legt einen dringenden Handlungsbedarf offen. Den Angaben des Ministeriums zufolge sind von Partnerschaftsgewalt weitaus mehr Frauen als Männer betroffen, nicht nur auf Bundesebene. Allein im Zeitraum 2023 bis 2024 stieg die Rate in der Stadt um 32,86 Prozent sowie im Landkreis um 38,4 Prozent an.

Männer sind wesentlich seltener Opfer. Sind sie jedoch von Partnerschaftsgewalt betroffen, hat die Recherche des Innenministeriums folgende Zahlen ergeben: Der prozentuale Anteil derer, die von einem männlichen Tatverdächtigen geschädigt wurden, ist in der Stadt Ludwigsburg doppelt so hoch (13,2 Prozent) wie im Landkreis (6,6 Prozent). Häusliche Gewalt setzt sich aus der Summe der Delikte zu „Partnerschaftsgewalt“ und „Innerfamiliärer Gewalt“ zusammen. Im Jahr 2023 lag der Anteil an weiblichen Opfern von Partnerschaftsgewalt mit einem männlichen Tatverdächtigen im Landkreis bei 98,3 Prozent und in der Stadt Ludwigsburg bei 97,1 Prozent. Anders formuliert: In fast allen Fällen sind die Täter Männer.

Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht betont: „Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache. Sie ist eine tiefgreifende gesellschaftliche Herausforderung, der wir uns als Stadt stellen – mit Vorbeugung, Schutzangeboten und einer klaren Haltung. Diese Aufgabe betrifft nicht nur einzelne Stellen oder Behörden, sondern uns alle. Ludwigsburg steht für Verantwortungsbewusstsein und ein klares Ja zur Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt.“

Um der geschlechtsspezifischen Gewalt an der Wurzel zu begegnen, bedarf es neben finanzieller Mittel auch strategischer Instrumente, insbesondere für die Vorbeugung und den Gewaltschutz. Aus dieser Überzeugung unterstützt Ludwigsburg seit Jahren den Verein Frauen für Frauen, der wichtige Beratungsleistungen und Schutzplätze für die Betroffenen anbietet. Dass die Stadt sich bei der Umsetzung der sogenannten Istanbul-Konvention als Treiberin versteht und dabei eine bundesweite Vorreiterrolle einnimmt, hat sie bereits mit der Einführung des Ludwigsburger Gedenktages jährlich am 10. März für Mädchen und Frauen, die Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt waren, sind und werden, unter Beweis gestellt.

Nach intensiven Bemühungen ist es gelungen, die Sanierung des alten Kurhotels in Ludwigsburg-Hoheneck durch die Zusage des Landes mit 2,8 Millionen abzusichern und damit das dringend benötigte zweite Frauenhaus in Ludwigsburg zu ermöglichen.

„Als Kommune sind wir darauf angewiesen, dass der Bund seine Bekenntnisse zur Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt erkennbar intensiviert, also angemessene Mittel bereitstellt. Eine Investition, um all jene zu schützen, die am meisten von Häuslicher Gewalt betroffen sind, nämlich Mädchen und Frauen, ist eine Investition in die Stabilität unserer Demokratie“, so OB Knecht.

Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Ludwigsburg, Dr. Kristina Wolff, unterstreicht die Notwendigkeit, Gewalt gegen Frauen als Menschenrechtsverletzungen anzuerkennen: „Wer die Ursachen für geschlechtsspezifische Gewalt gegen Mädchen und Frauen mit ‚Gewalt im Allgemeinen‘ gleichsetzt, kann sie auch nicht wirksam bekämpfen. Gewalt gegen Frauen ist Ausdruck historisch gewachsener ungleicher Machtverhältnisse. Vorbeugung braucht Haltung, Ressourcen und verbindliche Strukturen. Betroffenheit reicht nicht. Transparenz, insbesondere auch zu den Daten, die die Täterschaft betreffen, bleibt auch künftig unerlässlich.“

Auch bei Delikten im Bereich der Innerfamiliären Gewalt gibt es Handlungsbedarf. Die Betroffenen waren im Landkreis Ludwigsburg in 229 Fällen männlich, in 244 Fällen weiblich, in beiden Konstellationen waren die Tatverdächtigen überwiegend (79 und 76 Prozent) männlich. Sehr ähnlich verhält es sich in der Stadt Ludwigsburg. 50 Männer waren zu 76 Prozent und 56 Frauen und Mädchen zu 75 Prozent Opfer der Innerfamiliären Gewaltausübung durch männliche Tatverdächtige.

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